Sonntag, 23. Februar 2014

KW 8

Wieder laden wir jeden ein, in den Kommentaren den Ärger und Freude der Woche mit uns zu teilen. Zusätzlich das Wort der Woche: "PRO DEO ET PATRIA"



Wort der Woche:
PRO DEO ET PATRIA

Diese Begründung für den Aufstand gibt uns ein Transparent auf dem Maidan-Platz. Während die religiöse Bedeutung des Aufstandes entweder an sich nur marginal ist oder zumindest nicht bis in unsere Medien vordringt, wird die patriotische Dimension deutlich. Denn die gewaltsamen Auseinandersetzungen nehmen immer mehr den Charakter einer Revolution an, wie wir sie schon oft in diesem Jahrzehnt erlebt haben. Wie bei jeder dieser Revolutionen oder Aufständen, die auf zentralen Plätzen begangen, scheint die Welt blind für die Wahrheit. Auch wenn diese Proteste als europafreundlich anfingen, sind sie das schon lange nicht mehr. Was hier überwiegt, ist nicht unbedingt der Widerstand gegen einen despotisch-korrupten Staatschef. Wer bedenkt, dass Sicherheitskräfte, also Landsleute, die auch nur ihren Beruf ausüben, mit Pflastersteinkatapulten attackiert werden, nicht beteiligte Ministerien in Brand gesteckt und unbeteiligte Provinzverwaltungsgebäude gestürmt werden, erkennt bald, dass hier ganz andere Motive hervortreten. Die Opposition will Macht, hier findet sie eine Legitimation für einen Staatsstreich. Anachristisch-radikale Kräfte können legitim das anrichten, was ansonsten unter Strafe stand. Gewalttäter können unter dem Mantel des demokratischen Aufstands ihr Unwesen treiben.
Ich behaupte nicht, dass die ukrainische Revolution (angesichts von 77 Toten kann man dies so bezeichnen) nur davon angetrieben wird. Aber wir dürfen diese Geschehnisse nicht verklären. Wenn das Abkommen vom Freitag wirklich in Kraft tritt, der Einfluss Russlands zurückgefahren und die Öffnung zur EU möglich ist, dürfen wir nicht erwarten, sofort eine stabile Demokratie vorzufinden. Dies hätte man auch niemals der Arabischen Revolution unterstellen dürfen; wenn erst einmal eine gewisse Gewaltbereitschaft da ist, hält sie lange an.
Dieses Wochenende steht die Ukraine am Scheideweg. Entweder wird jetzt eine diplomatische Lösung gefunden und eine Position zwischen den Großmächten Russland und Europa gefunden, oder der die Gewalt bricht aus und es kommt zum ersten Mal seit langem in Europa zu einem Bürgerkrieg. Interessant wird die Frage: Kann Europa einen blutigen Konflikt an seinen Grenzen hinnehmen?

Aktuelles Additum: Angesichts dessen, dass Janukowitsch vom Parlament abgesetzt wurde, in den ihm treu ergebenen Osten geflohen ist und dennoch auf seiner Macht beharrt, gleichzeitig aber auch das Innenministerium überglaufen ist, wird eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Staat unwahrscheinlich. Die Grundfrage bleibt aber bestehen - ist es doch allgemein bekannt, dass sich auf dem Maidan zahlreiche militante Kräfte aufhalten, die die Opposition unter Klitschko und Co. nicht im Griff hat. Sollten diese Kräfte nach der Macht streben, könnte das Land in ein Chaos verfallen, auch ganz ohne Janukowitsch.
Niklas Götz   

4 Kommentare:

  1. Freude: Auch wenn es nicht mehr ganz in der vergangenen Woche war, so geht es doch erst jetzt langsam aber sicher durch die Presse - vielleicht waren damals noch zu viele Leute zu müde. Am 12.2 führte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD im moma ein legendäres Interview, in dem sie zum Thema gv-Mais Dinge von sich gab wie "Wir nehmen die Bedenken der Bevölkerung nicht ernst" "Die Kanzlerin (!) will den Genmais" "Die Politik beugt sich den Multis?" - "Im ersten Impuls würde ich sagen: Ja."
    Auch wenn dies meiner Meinung nach politischer Selbstmord ist, so habe ich großen Respekt vor so viel Offenheit und Ehrlichkeit - auch wenn ich vermute, dass dies eine Trotzreaktion war, angesichts dessen, die eigene Position nicht durchsetzen zu können.
    http://www.youtube.com/watch?v=AjqOJgPcN3w

    Ärger: Facebook kauft What's App - und damit unzählige Daten. Damit wird immer mehr eine Datenmonopol verwirklicht - und Wissen ist Macht.

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  2. Freude: Es gibt eine Online-Petition beim Petitionsausschuss des Bundestages gegen das Freihandelsabkommen. Jeder kann mitzeichenen, eine wunderbare Methode der politischen Beteiligung. Nachteil ist lediglich, dass am Ende der Petitonsauschuss selbst entscheidet, wie er mit der Petition umgeht, vollkommen unabhängig davon, ob das Quorum von 50 000 Unterzeichnern erreicht wurde oder nicht. Außerdem muss sich die Regierung nicht an die Beschlüsse des Ausschusses halten.
    Dennoch ist es eine gute Gelegenheit, den Willen des Volkes auszudrücken, auf eine qualifizierte und direkte Art.
    Es gibt auch zahlreiche andere Petitionen zum unterzeichnen, sowie die Möglichkeit, selbst eine zu verabschieden.
    https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2014/_01/_27/Petition_48994.nc.html

    Ärger: Timoschenko wurde in Europa oft vergöttert - zu Unrecht. Sie ist eine kluge, machtgierige Politikerin. Sie hat sich bei ihrer Freilassung bewusst von der Opposition distanziert, um einen guten Eindruck bei den Maidan-Radikalen zu hinterlassen. Sollte sie weiter an Einfluss gewinnen, wird sie entweder die Verfassung von 2004 wieder entkräften, da sie als Präsidentin dann zu schwach wäre - oder sie versucht den machtvollen Posten des Premierministers zu erlangen.

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  3. Ärger: Finanzminister Söder soll zu Bildungsminister Spaenle gesagt haben (sinngemäß) : wir sind in der Lage auf die Stunde genau zu berechnen wann ein Komet im Jahr 2028 die Erde passiert. Aber wir sind nicht in der Lage den Lehrerbedarf für das nächste Schuljahr zu ermitteln. Fazit: wir benötigen mehr Mathematiker im Bildungsministerium.

    Freude : Fasching in Veitshöchheim. Immer wieder ein Genuss. Wer es gesehen hat stimmt mir zu, wer es nicht gesehen hat ist selbst schuld.

    Zum Wort der Woche
    Ich verstehe nicht welchen Sinn dieser Ausdruck im Zusammenhang mit der Revolution in der Ukraine hat. Was meinten die Demonstranten damit? Für Gott und Vaterland heißt doch: ich kämpfe für mein Vaterland und für meine Religion. In einem Bürgerkrieg wie in der Ukraine wo Bürger des gleichen Landes gegeneinander kämpfen macht dieser Ausdruck keinen Sinn. Sind die Kräfte um Klitschko nicht für für das Vaterland wie die Kräfte um Janukovitch ?
    Für Gott und Vaterland ist dann sinnig wenn ein externer Aggressor das das Vaterland angreift. In Polen 1939 wäre dieser Ausdruck passend gewesen. Hier nicht.

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    1. "Für Gott und Vaterland" meint in diesem Zusammenhang, dass Janukowitsch ein Feind des Vaterlandes ist, weil er es verraten hat. Janukowitsch ist als Puppe Putins eine externe Kraft, die die Freiheit der Ukraine bedroht.
      "Für Gott" hingegen hat keinen tieferen Sinn, es soll nur die Entschlossenheit (und Kampfbereitschaft!) der Demonstranten ausdrücken.

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