Freitag, 27. Juni 2014

Daniel Vedder

Am 6. Juni fand die Abschlussveranstaltung des CATO Schreibwettbewerbs „Jugend denkt Europa“ statt. Nach der Preisverleihung luden wir als CATOteam die Anwesenden zu einer Diskussionsrunde ein, um das Titelthema zu besprechen. Hier nun eine kurze Zusammenfassung dessen, was gesagt wurde.
Wie kann man Jugendliche dazu motivieren, sich stärker für Politik zu interessieren? Dieses Thema verfolgt uns schon, seit wir CATO gründeten. Immer wieder kam es auch hier auf dem Blog zur Sprache, wurde in Artikeln und Kommentaren aufgegriffen. Anlässlich der Endveranstaltung unseres Schreibwettbewerbs wurde uns als CATOteam eine Chance geboten, die nicht so bald wiederkommen würde: Wir hatten in einem Raum eine Gruppe Jugendlicher, die schon politisch motiviert sind (die Wettbewerbsteilnehmer und wir), sowie Vertreter von Wirtschaft, Presse, Kommunal- und Bundespolitik versammelt. Wir ergriffen die Gelegenheit beim Schopf und stellten den Anwesenden die Frage: „Jugend für Politik motivieren – wie das?“
Es kam eine große Bandbreite an Vorschlägen und Gedanken zum Thema. Um die Diskussion zu strukturieren, fingen wir an mit der etwas genaueren Frage, warum heute überhaupt so wenige Jugendliche politisches Interesse zeigen. Es wurde festgestellt, dass die letzte Generation, die in Deutschland fast durchgehend politisiert war, die 68er waren. Diese sind heutzutage jedoch schon fast selber wieder Großeltern, und ihr Interesse an Politik scheint in den zwei dazwischenliegenden Generationswechseln untergegangen zu sein. Der Großteil der heutigen Jugendlichen wächst also bei Eltern auf, die sich auch schon nicht mehr sonderlich für solche Themen interessieren. Tatsächlich gaben die meisten Diskussionsteilnehmer an, dass ihr eigenes politisches Interesse in einem Elternhaus geweckt wurde, in dem doch noch regelmäßig über gesellschaftliche Themen diskutiert wurde. Im Umkehrschluss könnte man aus dieser Beobachtung eine Handlungsempfehlung erstellen – um die nachfolgende Generation zu motivieren, muss man die Eltern erreichen.
Doch gesellschaftliche Phänomene haben selten eine einzige Ursache. Was könnte also, außer dem elterlichen Negativbeispiel, noch das jugendlichen Desinteresse verursachen? Vielleicht geht es uns einfach zu gut! In Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen, wenn es für die Bürger um existentielle Bedrohungen geht, gibt es kaum jemanden, der nicht mit auf die Straße gehen würde. Momentanes Paradebeispiel ist in diesem Zusammenhang natürlich Griechenland. Wenn es jedoch allen gut geht, und das ist in Deutschland mit wenigen Ausnahmen der Fall, dann legt man sich eher auf die faule Haut - „Passt doch schon, so wie es ist! Warum soll ich mich jetzt noch um irgendetwas kümmern?“ Nun, natürlich wollen wir nicht den Wohlstand abschaffen, nur um wieder etwas politisches Interesse zu wecken. Aber vielleicht kann man an der resultierenden Situation doch etwas ändern. Ein Vorschlag, der zur Sprache kam, war, Dinge zu finden, die die Bürger tatsächlich ganz persönlich betreffen, und darüber ihr Engagement zu wecken. Man sollte nicht „Politikinteresse“ als abstraktes Ziel in sich selbst fördern, sondern vielmehr den Bürgern an konkreten Beispielen, etwa der momentanen Diskussion zum Bau von Windkrafträdern, zeigen, wie Politik sie ganz praktisch betrifft und so ihr Interesse wecken.
Eine sehr wichtige Institution, um dieses Ziel unter jungen Bürgern zu erreichen, ist natürlich die Schule. Insbesondere der Sozialkundeunterricht sei hier in der Pflicht, würde aber im Schulalltag eher als ein unwichtiges Nebenfach abgetan, stellten wir in der Runde fest. Die Lehrer sollten statt trockener Wissensvermittlung den Unterricht lieber dazu nutzen, den Schülern eine fundierte Meinungsbildung zu aktuellen Themen zu ermöglichen und einen kritischen Umgang mit den Medien mit ihnen zu trainieren. Außerschulische Veranstaltungen könnten bei diesem politischen Bildungsauftrag auch wertvolle Dienste leisten. Schüleraustauschprogramme machen z.B. die Europäische Union sehr viel greifbarer, und in Planspielen wie „Jugend und Parlament“ können Jugendliche lernen, wie es hinter den Kulissen der Spitzenpolitik zugeht. Eine letzte, nicht zu verachtende Möglichkeit ist es auch, Jugendliche selbst an der Entscheidungsfindung zu beteiligen. Dies ließe sich z.B. über städtische „Jugendparlamente“ realisieren, aber auch über die SMV (Schülermitverwaltung) an Schulen lernen viele junge Leute, dass ihre Stimme etwas zählt.
Die Diskussion ist natürlich noch nicht zuende. Ob sie jemals „beendet“ sein wird, sei dahingestellt. Doch wir hörten an diesem Abend auf jeden Fall sehr viele wertvolle Vorschläge und Anregungen. Hier noch mal ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer! Aber jetzt haben wir genug geredet – vielleicht sollten wir langsam mal etwas tun, oder? Und zwar wir alle.

2 Kommentare:

  1. Ich stimme der Aussage zu, dass Jugendliche dann eher politisch aktiv werden wenn auch Ihre Eltern politisch interessiert sind. Dazu gibt es zwei Beispiele: die grüne Landtagsabgeordnete Claudia Stamm ist die Tochter der Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Der ehem. hessische Ministerpräsident Koch war ebenfalls Sohn eines Politikers. Die Tochter des ehem. Ministerpräsidenten Strauß MdEP . Man könnte die Liste fortsetzen.

    Zustimmen möchte ich auch dem Argument, dass sich junge Menschen leichter für ein einzelnes Thema wie Windenergie oder Stuttgart 21 interessieren lassen als für die gesamte Breite der Politik.
    Leider benötigen wir aber Menschen welche sich für das gesamte Spektrum interessieren. Eine Gesellschaft verantwortungsvoll in die richtigen Bahnen zu lenken bedarf nun mal mehr als die Frage ob ein Provinzbahnhof oben oder unten ist.

    Das wesentliche Argument scheint mir, dass es den Menschen in Deutschland insgesamt gut geht. Daher sinkt das politische Interesse. Und zwar nicht erst in den letzten Jahren sondern schon seit Jahrzehnten. Würde man die Zahl der aktiv politisch interessierten nach Altersgruppen analysieren wird man wohl feststellen dass prozentual genauso viele Alte wie Junge politisch aktiv sind. Womöglich muss man daher die Hoffnung aufgeben dass sich die Zahl politisch und gesellschaftlich interessierter junger Menschen massiv erhöhen lässt.

    Fatalistisch betrachtet kann man feststellen: Dem Bundestag gehören etwas mehr als 600 Mitglieder an, dem Landtag in Bayern 180. Zählt man die anderen Bundesländer und die Europaparlamentarier dazu reichen ein paar Tausend Bürger als Parlamentarier um Deutschland politisch zu gestalten. Wie gesagt: Fatalismus…

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    1. Nun, es reichen zwar ein paar tausen Bürger, um die Parlamente zu füllen, jedoch nicht, um das System am Leben zu erhalten.
      Um Politik zu machen braucht es einen Prozess der gesamtgesellschaftlichen Meinungsbildung. Dazu reichen wenige tausend Menschen nicht aus, sie würden niemals die gesamte Vielfalt an Positionen in der Gesellschaft abdecken.
      Außerdem schwindet die Akzeptanz des politischen Systems, wenn sich große Teile der Bevölkerung nicht daran beteiligen können oder wollen.
      Mit wenigen Tausend Menschen kann man zwar Parlamente füllen, aber nicht regieren.

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CATOteam 2013
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